Cocktelia

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

erst einmal möchte ich mich herzlichst bei Ihnen bedanken, dass ich hier und heute die Gelegenheit bekomme, die Arbeit eines Klinik-Clowns vorzustellen und dass Sie Ihre Spenden-Bereitschaft für diese in meinen Augen sehr wichtige Arbeit, erklärt haben.

 

Vielleicht fragen sich einige von Ihnen, wie ich zu solch einer Tätigkeit gekommen bin. Aufmerksam geworden bin ich durch den Hollywood-Kultfim „Patch Adams“ gespielt von Robin Williams, den die Klinik Charlie Chaplins berühmt machte. Der US-Arzt Patch Adams ist als Vater der „Clown-Therapie“ zu sehen. Er war davon überzeugt, dass Humor heilt. Seine Worte hierzu waren: öffentlich radikal fröhlich sein.

 

Dies ist manchmal gar nicht so einfach, wie ich im Laufe meiner Ausbildung und späteren Arbeit als Klinik-Clown feststellen musste.

 

Als Klinik-Clown brauche ich viel Energie, um die oftmals auch schwierigen emotionalen Situationen, z.B. wenn ein Kind, das ich Wochen- oder gar Monatelang begleitet habe, stirbt. Und trotzdem empfinde ich nicht mehr nur den Schmerz des Verlustes sondern sehe meine Arbeit als Geschenk an, welches ich den Kindern durch meine Besuche machen kann.

 

Warum bin ich ein Clown?

Es ist eine so dankbare Aufgabe, anderen durch Spaß helfen zu können. In den Kinderaugen die Freude und das Glück zu sehen, zu spüren, dass sie für diesen noch so kleinen Augenblick alles um sich herum vergessen können.

Ich kann mit meiner Arbeit Hoffnung geben, Hoffnung, dass durch die Fröhlichkeit die Krankheit nicht nur vergessen sondern auch überwunden werden kann. Und dass nicht nur für das Kind sondern auch für die Familie. Gerade die Betreuung chronisch kranker Kinder und hier im besonderen krebskranker Kinder liegt mir sehr am Herzen. Gerade sie brauchen Hoffnung, Liebe, Zuversicht, Lachen, Fröhlichkeit und ein bisschen Glück.

 

Die Grundlage für meine Arbeit mit den Kindern bekam ich durch eine Ausbildung an der Schule für Tanz, Clown und Theater, die ich ....... Jahre besuchte. Meine Tätigkeit begann ich im St. Nikolaus Krankenhaus in Viersen. Jetzt arbeite ich je einen Tag in Viersen, in der Kinderklinik Amsterdamer Straße in Köln und im Krankenhaus der Stadt Düren. Aber nicht nur die Aus- und Weiterbildung macht einen Menschen zum guten Clown – ich denke, ich gebe auch sehr viel Herz mit ein und suche die Nähe zum den Kleinen und den Großen.

 

Denn was ich täglich sehe, erlebe, höre und fühle fließt mit in meine Arbeit ein. Die Liebe zu den Menschen ist für mich der Motor. Mein Standardrezept ist es, Spaß als wirksames Mittel geben Schmerz, Angst und Einsamkeit einzusetzen. Und es hilft! Manchmal habe ich auch ein wenig Angst davor, Augenblicken intensiv zu erleben – ich weiß nie, ob es der letzte Augenblick ist. Und dann denke ich wieder an den kleinen Patienten, der sich freut, wenn er mich sieht, der vergessen kann und fröhlich sein wird. Ein bisschen Clownsein – das sollte ein jeder mal versuchen. Der Clown ist menschlich, lächerlich, spontan, ehrlich und aufrichtig. Heute kann ich nach vielen Clown-Stunden die Klinik meistens ohne Leid verlassen, es hat sich in Mitgefühl gewandelt und ich weiß, dass die Kinder und auch ihre Familien durch mich ein kleines Stückchen Glück erfahren konnten.

Vielleicht hilft mir dabei auch mein Motto: Lache mit jedem Menschen, frag nicht, ob er klug oder dumm, arm oder reich ist. Frag nicht nach seinem Glauben, sieh nicht seine Hautfarbe, seine Nationalität, sondern lache einfach mit ihm. Denn immer gilt: geteilte Freude ist doppelte Freude, geteiltes Leid ist halbes Leid – und Leid umzuwandeln, vergessen zu können, das ist der Sinn meiner Aufgabe als (Klinik-)Clown.

Humor berührt die Freude aller Menschen, ob groß oder klein, alt oder jung. Freude erweckt Lebensenergie und verbindet.

Mein allerschönster Lohn sind die strahlenden Kinderaugen – dieses Gefühl ist mit keinem Gut in der Welt aufzuwiegen.

Ich wünsche mir von Herzen, dass sich die Türen in Krankenhäusern und Kliniken immer mehr für Clowns öffnen. Mittlerweile gibt es über 400 von uns, doch das ist immer noch sehr wenig.

 

 

P R A X I S T E I L

Wie aber komme ich nun zu den Kindern? Auch hier gibt es Regeln. Ich betrete kein Zimmer, wenn ich nicht empfangen werden möchte. Jeder Anwesende im Zimmer wird durch ein bestimmtes Händeklatschen begrüßt.

Dann wird gezaubert, musiziert, Bakterien werden aufgemalt, die meist doch sehr grimmig aussehen, zerknüllt und in den Papierkorb geworfen oder weggezaubert, um die Leukozyten wieder zu stärken. Dann lasse ich noch eine Kleinigkeit zurück z. B. ein Luftballontier oder ein Ballonherz und auf jeden Fall das Versprechen, wieder zu kommen und ganz, ganz viel Herz.

Zum Schluss fassen sich alle an den Händen und ich rufe: Tschüss, bis zum nächsten Mal“.

Viele Kinder bringe ich zum Lachen, weil ich meist tollpatschig und unwissend bin und damit viel weniger weiß, als die kleinen Patienten. Als Vermittlerin des Lachens und der Unbeschwertheit möchte ich die Gesundheit der kleinen Patienten beschleunigen.

Damit mir das gelingt, schreibe ich mir nach jedem Besuch spezielle Wünsche oder Sorgen, Situationen und Vertrautheit, erlebtes mit dem einzelnen Kind auf, um auch ja nichts zu vergessen.

 

Und damit das auch alles gelingt, muss die Teamarbeit zwischen mir als Clown und dem Klinikpersonal sehr gut sein. Das Personal und ich wir müssen offene Herzen, Augen und Ohren für die Kinder aber auch, und das ist ganz wichtig, für die Familie haben.

Auch wenn man denken könnte, der Clown ist nur für den Spaß da, das Verantwortungsbewusstsein muss gegenüber der Klinik und den Patienten sehr hoch sein. So muss z.B. mit der Stationsschwester nicht nur der Name und das Alter, sondern auch der Grad der Behinderung und das Krankheitsbild besprochen werden. Neben der Krankheit ist es ebenso wichtig über Ängste des Kindes Bescheid zu wissen um so helfen und lindern zu können.

Kenne ich das Krankheitsbild, weiß ich auch, wie ich mit dem Patienten umzugehen habe.

Und nicht nur das habe ich zu beachten. So klopfe ich z.B. immer an und frage nach, ob der Clown das Zimmer betreten darf. Es gibt immer wieder Situationen, da ist es besser für das Kind, dass ich erst später noch einmal vorbeischaue. Oft fühle ich auch, wie es um die mir anvertrauten Patienten bestellt ist. Gerade Kinder, die eine lange Behandlungsperiode durchleben müssen, muss im Krankenhausalltag Abwechslung geschenkt werden. Wenn Sie sich vorstellen, dass jedes Jahr etwa 2.000 Kinder unter 16 Jahren an Krebs erkranken, ist das erschreckend.

Krebs schränkt ein, aber er kann nicht:

-          die Liebe lähmen

-          die Hoffnung sprengen

-          den Glauben zerfressen

-          den Frieden zerstören

-          die Freundschaft vernichten

-          Erinnerungen unterdrücken

-          Er kann nicht den Mut zum Schweigen bringen auch wenn die

Belastung der Kinder durch Chemotherapie, chirurgische Eingriffe und Bestrahlungen oft langwierig und sehr belastend für sie ist.  So versuche ich den Alltag ein wenig aufzuhellen. Lachen setzt Glückshormone frei und stärkt das Immunsystem, wodurch Schmerzen gelindert, Herz und Kreislauf gestärkt werden. Für manches kranke Kind ist es vielleicht unwiderruflich der letzte Moment mit dem Clown – und dieser Moment sollte dann auch ein glücklicher sein.

In dem Moment wo die Kinder erkennen, dass es im Krankenhaus jemanden gibt, der tollpatschig und hilflos ist und meist unwissend, erkennen sie ihre eigenen Stärken und fühlen sich gut.

Wichtig ist die Improvisation und das Feingefühl für den Clown. Ich muss immer bereit sein, mich der Reaktion des Kindes anzupassen.

 

Was ist mein Ziel, wo sehe ich den Sinn meiner Arbeit?

Eigentlich ist die Beantwortung ganz einfach – ich möchte ein Lachen hervorzaubern, vergessen lassen und in strahlende Kinderaugen sehen können so wie viele meiner Kollegen auch. Wir möchten helfen, ein Stückchen Glück bringen. Nicht nur für das Kind sonder auch für die Angehörigen. All dies ist bereichernd. Und die Dankbarkeit, die ich zurückbekomme, sei es durch ein Lächeln oder durch einen Blick, ist von so unschätzbarem Wert.

Aber davon allein kann ein Clown leider nicht leben. Der Klinikclown lebt von Spenden der Fördervereine der Krankenhäuser. Leider ist es immer noch nicht die Regel, dass der Klinik-Clown angestellt wird – nein, wir sind „freischaffende Künstler“. Ich hoffe - und ich denke, dass ich hier für die vielen Kinder in den Kliniken spreche – dass immer mehr Kliniken den Sinn und Zweck der Klinik-Clowns erkennen und gerne mit uns arbeiten werden.

 

Denn,

-          wenn die Sonne durch den Clown hereinstrahlt und den Trübsinn aufhellen kann

-          ein Hauch von magischer Lebensfreude durch das Krankenzimmer flirrt

-          ein Kind auch nur für einen kleinen Augenblick seine Schmerzen vergessen kann

-          der Lebensmut zurückkehrt

-          durch Lachen Leichtigkeit gewonnen werden kann

-          Brücken gebaut werden

-          an die Fenster der Seelen geklopft werden kann

-          ich eine kleine Sonne sein kann ....

 

 

...dann habe ich es geschafft und bin froh ein Clown sein zu dürfen.